Einführung in Tradingpsychologie

Thomas aka DecenTrade
8 min readOct 16, 2020

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Die Emotionen am Markt zu erkennen ist das Eine. Die eigenen Emotionen aber im Zaum zu halten, eine ganz Andere. In diesem Artikel wollen wir uns auf die Suche danach begeben, was Tradingpsychologie überhaupt ist und erste nützliche Tipps für dich erarbeiten.

Was ist Tradingpsychologie? Tradingpsychologie befasst sich mit den mentalen und emotionalen Belastungen des Tradings. Denn wir können recht schnell erkennen, wie Emotionen und Verhaltensmuster die Profitabilität von Tradern beeinflussen können. Dazu aber später mehr. Ich wollte dir gleich vorweg meine Gedanken dazu mitteilen, was Trading meiner Meinung nach eigentlich ist und — vor allem — was Trading nicht ist!

Trading ist:

  • Das Handeln mit Finanzinstrumenten
  • Selbstdisziplin
  • Striktes Risikomanagement
  • Ein System
  • Ein Mindset

Trading ist nicht:

  • Glücksspiel
  • Faulheit
  • Frei von Verlustrisiken
  • Planlos
  • Stillstand
Einführung in Tradingpsychologie

Trading ist das Handeln mit Finanzinstrumenten. Erfolgreiche Trader sind dabei geprägt durch eine hohe Selbstdisziplin. Denn die braucht es auch, wenn ein striktes Risikomanagement und ein System (aka die Tradingstrategie) über lange Zeiträume eingehalten werden soll. Hinzu kommt, dass erfolgreiches Trading ein gewisses Mindset benötigt. Denn nur so können Trader den Spielraum für ihre eigenen Emotionen und Verhaltensmuster so weit es geht einschränken und deren Einfluss auf die Profitabilität des eigenen Tradings minimieren.

Warum deine Emotionen die Feinde deiner Profitabilität sind

Trading kann gut und gerne eine emotionale Achterbahnfahrt sein. Von schier endlosem Glücksgefühl kann es binnen von Sekunden zu Depressions-ähnlichen Zuständen kommen. Gier löst Angst ab und umgekehrt. Das kann schnell dazu führen, dass Trader vielleicht Handelspositionen eröffnen, nur um sich “besser zu fühlen”. Dass solch ein Verhalten teils schwere finanzielle Schäden nach sich ziehen kann, ist nachvollziehbar.

Deswegen promote ich wo es geht immer wieder Selbstdisziplin. Für erfolgreiches Trading musst du lernen, dass die Kontrolle über deine Emotionen eine dauerhafte Disziplin erfordert. Vor allem dann, wenn die Märkte nicht in deine gewünschte Richtung laufen. Angst, Panik oder gar Wut sind Gegner deiner Profite und deines Kapitals. Ebenso wie Gier, Optimismus oder übertriebene Freude.

Angst

Sehen wir uns hierzu doch gleich mal eine der zwei grundlegenden Emotionen beim Handel an den Märkten an. Angst treibt auf marktpsychologischer Ebene Volatilität an. Je mehr Angst in einem Markt steckt, desto volatiler wird der Preis. Dabei muss aber zwischen verschiedenen Arten von Ängsten unterschieden werden.

Erstens hätten wir hier die Angst, etwas zu verpassen (gerne auch “FOMO” genannt, aus dem Englischen “Fear Of Missing Out”). Diese Art der Angst können wir alle gut bei Kindern beobachten. Denn Kinder wollen oftmals einfach noch nicht ins Bett. Der Grund ist, dass die Kleinen das Gefühl haben, sie könnten etwas verpassen.

FOMO verleitet den unachtsamen Trader zu den schlecht möglichsten Momenten in einen sich bereits stark bewegenden Preis einzusteigen. Wenn du durch FOMO gesteuert wirst, eröffnest du keine Handelspositionen auf Grundlage deiner Tradingstrategie. Nein, du eröffnest eine Handelsposition, weil du Profiten nachjagst. Planlos und angetrieben durch Angst und Gier.

Veranschaulichung auf dem Chart, was die Angst, etwas zu verpassen, bewirken kann.

Zweitens kann Angst aber auch in Form von Verlustangst auftreten. Niemand verliert gerne, schon gar nicht Geld. Wenn du von Verlustangst gesteuert wirst, dann schließt du profitable Trades viel zu früh. Im schlimmsten Fall verhindert diese Angst sogar, dass du überhaupt tradest.

Dabei sollte jedem Trader klar sein, dass eine gute Tradingstrategie immer Gewinnserien, aber eben auch Verlustserien mit sich bringt. Die Profitabilität zeigt sich dabei nur durch eine genügend große Anzahl an ordnungsgemäß ausgeführten Trades.

Angst hat viele Gesichter. Die beiden genannten Arten von Angst sind hierbei nur ein Ausschnitt dieser Vielfältigkeit. Zum Beispiel könntest du durch Angst auch unter Druck geraten. Sagen wir, du entscheidest dich vom Trading zu leben. Du musst also Profite realisieren, damit du dir dein Leben überhaupt leisten kannst. Existenzangst zuzulassen, wird dir aber dein Leben nicht finanzieren, sondern dich zu kostspieligen Entscheidungen verleiten.

Gier

Neben Angst, ist Gier die zweite, gefährliche Emotion beim Handel an den Märkten. Auch Gier kann dein Verhalten in einer Vielzahl an Möglichkeiten beeinflussen. Die Grenze zwischen Gier und Angst verschwimmt hierbei oftmals.

Wenn du beispielsweise eine profitable Handelsposition zu früh schließt, dann kann das entweder durch Verlustangst geschehen oder aber auch durch Gier. Du willst die Profite unbedingt und um jeden Preis. Du willst nicht riskieren, dass auch nur ein Cent weniger rausspringt.

Oder aber du hältst viel zu lange an einem Trade fest. So können eigentlich profitable Trades schnell im Minus enden. Hierbei wirkt dann oft Optimismus und vor allem auch Selbstüberschätzung auf dich ein. “Der Preis ging doch die ganze Zeit in meine Richtung, das ist nur ein kurzer Pullback!” Habe ich selbst viel zu oft gedacht und dabei viel zu oft verpasst, meine Profite abzusichern. Mach nicht denselben Fehler!

Veranschaulichung auf dem Chart, was Gier bewirken kann.

Im obigen Beispiel setzte ich nach einem Absturz auf eine Erholung des Preises von Ethereum (ETH). Im Nachhinein betrachtet, missachtete ich aufgrund von Gier meine eigene Tradingstrategie. Glücklicherweise nicht mein Risikomanagement! In jedem Fall führte die emotionale Handlung zum Verlust. Und das, obwohl ich bereits viel Tradingerfahrung hatte zu diesem Zeitpunkt!

Rache ist auch so eine Sache, die schnell Gier auslöst. Stell dir vor, ein Trade, der echt vielversprechend aussah, endet im Minus. Es kann schnell vorkommen, dass du Rache am Markt nehmen willst. Du willst den Verlust um jeden Preis wieder reinholen. Dir “zurückholen”, was dir “gehörte”. Doch leider achten weder Gier, noch Rache auf Risikomanagement und passende Positionsgrößen.

Wenn du aus Gier oder Rache handelst, dann siehst du Illusionen. Preisbewegungen, die nicht existieren werden bzw. erst viel später, als du annimmst. Du verweigerst jegliche Hinweise, die gegen deine Idee sprechen. Und glaube mir, wenn ich sage: Die Finanzmärkte interessieren sich nicht für dich. Aber die Finanzmärkte tendieren dazu Geduld, eine solide Strategie und vor allem Selbstdisziplin zu belohnen!

Emotionen zu kontrollieren erfordert Selbstdisziplin

Selbstverständlich gibt es noch weit mehr Emotionen und Verhaltensmuster, welche du kontrollieren lernen solltest. Dich mit Angst und Gier zu befassen, ist allerdings ein solider Anfang. Und denke nicht, dass die einmalige Kontrolle über diese Gefühle ausreicht! Weißt du noch? Ich habe anfangs davon gesprochen, dass Trading Selbstdisziplin ist. Und ich habe das wortwörtlich gemeint.

90 % aller Trader, so wird angenommen, verlieren Geld an den Märkten. Das liegt aber nicht etwa an der Unfähigkeit dieser Menschen, Charts zu lesen, zu analysieren und dadurch wahrscheinliche Preisbewegungen zu erkennen. Nein! Es liegt daran, dass diese Menschen nicht die dauerhafte Selbstdisziplin aufbringen, um ihre eigenen Gefühle im Zaum zu halten.

Deine Gefühle komplett aus einen Entscheidungen rauszuhalten ist dabei nicht möglich. Selbst professionelle Trader sind keine Roboter, sondern fühlende Wesen, die von ihren Emotionen immer wieder beeinflusst werden. Außerdem zeigen Hirnforschungen, dass 95 % unserer Entscheidungen komplett unterbewusst getroffen werden. Was unterscheidet dann aber professionelle, profitable Trader von den restlichen 90 %?

Was macht u.a. professionelle Trader aus?

Professionelle Trader setzen der Einflussnahme ihrer Denkmuster, Gefühle und Verhaltensweisen Grenzen. Durch die Selbstdisziplin halten diese Trader ihre Tradingstrategie und ihr Risikomanagement stets ein. Sie nehmen sich die Zeit, den Preis zu analysieren und versuchen Kursmarken zu finden, wo sich ein Einstieg in den Preis womöglich ergeben könnte. Diese Trader planen also voraus.

Nur wenn alle Einstiegskriterien dann auch wirklich erfüllt werden, eröffnen professionelle Trader eine Handelsposition und passen dabei ihre Positionsgrößen individuell an. Diese Vorgänge werden fast schon mechanisch ausgeführt und lassen Angst, Gier und anderen Emotionen kaum Spielraum.

90 % der restlichen Trader lassen ihren Emotionen hingegen freien Lauf. Denn sie bringen nicht die nötige Selbstdisziplin auf, um sich das Mindset eines profitablen Traders zu erarbeiten. Gehöre nicht zu diesen 90 %! Nachfolgend will ich dir dafür dein erstes, mächtiges Werkzeug an die Hand geben.

Das Trading-Journal

Das mächtige Werkzeug heißt: Trading-Journal. Das ist wie eine Art Tagebuch, in welchem alle deine Handelsaktivitäten dokumentiert werden. Zwinge dich, ein solches Journal zu führen. Am besten online, denn du willst Screenshots deiner Trades haben. Denn das Trading-Journal ist eine wahre Wunderwaffe, um deine eigenen Fehler zu entdecken und an ihnen zu arbeiten. Ein guter Eintrag in einem Trading-Journal sieht dabei — meiner Meinung nach — wie folgt aus:

  • Datum und genaue Uhrzeit
  • Screenshot vom potenziellen Trade
  • Handelsposition eröffnet? Ja/Nein
  • Falls ja: Screenshot vom Einstieg
  • Risiko (Positionsgröße, Hebel, Stop Loss, Take Profit)
  • Risk/Reward Ratio (Minimum 1:2)
  • Begründung für den Einstieg (Wurden die Einstiegskriterien alle erfüllt?)
  • Emotionen beim Einstieg (Wie hast du dich gefühlt?)
  • Sämtliche Änderungen am Trade (z.B. Stop Loss nachgezogen, Teilprofite realisert, etc.)
  • Resultat des Trades (Profit, Verlust, Break-even)
  • Sonstiges

Um das klarzustellen: Ja, in ein Trading-Journal kommen auch potenzielle Trades, die du nicht genommen hast! Ich habe ganz am Anfang praktisch jedes Setup eingetragen, bei dem ich auch nur darüber nachdachte es zu traden. Wenn du nämlich ein solches Trading-Journal führst und dann in aller Ruhe die Einträge reflektierst, kannst du deine eigenen Schwächen herausfiltern und an dir arbeiten. Zudem kannst du dysfunktionale Muster in deinen Gedanken und deinem Verhalten erkennen.

Neben der Möglichkeit dich zu verbessern und Optimierungen an deiner Tradingstrategie vorzunehmen, trainierst du auch Geduld und Selbstdisziplin. Denn du musst die dir Zeit nehmen, das Journal zu führen. Und du musst es konstant tun! Es gibt praktisch keine Entschuldigung es nicht zu tun, außer du willst gar kein Trader werden, sondern eher sowas wie ein Gambler an den Finanzmärkten.

Schlusswort zur Einführung in die Tradingpsychologie

Tradingpsychologie ist umfangreich. Sehr, sehr umfangreich. Und wir werden die kommenden Wochen, Monate und Jahre nutzen, um die besonderen mentalen und psychischen Anforderungen des Tradings eingehend zu beleuchten. Dabei wird es aber niemals um die Vorstellung von detaillierten Tradingstrategien oder gar umTradingsignale gehen. Allerdings werden wird durchaus Inhalte haben, welche grundlegende Elemente von Tradingsstilen und -strategien behandeln.

Wenn du Anregungen, Fragen, Kritik oder auch Wünsche hast, dann lass es mich gerne in den Kommentaren wissen. Du kannst alternativ (oder zusätzlich) auch gerne der aktiven Community auf Telegram beitreten oder mir auf Twitter eine Direktnachricht schicken. Sofern dir dieser Artikel gefallen hat, bitte ich dich noch andere davon wissen zu lassen, indem du den Inhalt in den sozialen Medien deiner Wahl teilst. Und wie immer gilt: Ich freue mich über deinen Clap und/oder Follow!

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Disclaimer: An dieser Stelle sei erwähnt, dass sämtlich gemachte Angaben ausdrückliche keine Finanzberatung oder Ermutigung zu irgendwelchen Investitionen darstellen. Vor Investitionen oder Tradingaktivitäten ist immer eigene Recherche zu betreiben. Der Handel mit Finanzinstrumenten birgt ein hohes Verlustrisiko und es sollte daher nie mehr Kapital eingesetzt werden, als beim Verlust verschmerzt werden kann. Ich nutze für unsere Analysen Tradingview.

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Written by Thomas aka DecenTrade

Krypto Momentum Investor, Trader, Journalist. Ich liebe Kaffee, das geschriebene Wort und Kryptowährungen. Aber auch die Natur und die menschliche Psyche!

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