Trading & Marktzyklen: Eine Einführung

Thomas aka DecenTrade
7 min readNov 20, 2020

Marktzyklen zu bestimmen macht für die meisten Trader nur bedingt Sinn. Stattdessen ist es sinnvoller, die einzelnen Phasen der Marktzyklen zu bestimmen. Denn dadurch wird schnell klar, auf was es zu achten und welche Taktiken es anzuwenden gilt.

Willkommen zum ersten Freitagsartikel mit dem Thema “Marktzyklen”. Eine entsprechende Einführung zum zyklischen Marktverhalten habe ich dir schon am vergangenen Mittwoch geliefert. Heute wollen wir uns daran machen herauszufinden, wie Trader (nicht Investoren!) die Marktzyklen und ihre immer gleichen Emotionen und Verhaltensmuster für sich nutzen können. Oder anders ausgedrückt: wie du es vermeiden kannst ein Bottom zu verkaufen bzw. ein Top zu kaufen. Beides sind nämlich keine guten Ideen!

Was wir dazu brauchen ist nicht gerade viel. Mein früherer Mentor und immer noch sehr guter Freund würde an dieser Stelle wohl sagen: “Den Preis, ein paar Linien, sonst nichts.” Und — zugegeben — eigentlich hat er recht! Aber wie du deine Charts organisierst und welche Indikatoren du nutzt oder nicht, das musst natürlich du wissen. Ich bleibe bei meinem Money Flow Index (MFI) und Fear & Greed Indikator. Legen wir los?

Trading & Marktzyklen: Eine Einführung

Was du als Trader über Marktzyklen wissen musst

“Thomas, du hast uns doch schon erklärt was Marktzyklen sind. Wozu behandeln wir diese Frage also nochmal?”

Das will ich dir gerne beantworten:

Die Theorie über Marktzyklen und die wichtigen Informationen für die allermeisten Trader sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Was ich damit meine:

Meine Handelspositionen im Trading laufen zwischen Tagen und manchmal einer Woche. Selten länger. Mich jucken also 4-Jahres-Zyklen nicht wirklich oder Elliott Superwaves mit 60 Jahren Laufzeit. Und die allermeisten Trader sind entweder Daytrader oder Swing Trader. In beiden Fällen sind die eröffneten Handelspositionen nicht in der Gefahr, durch den übergeordneten Marktzyklus in Gefahr gebracht zu werden.

Vielmehr geht es für die allermeisten Trader um Marktstrukturen und Chartmuster, auf die es in den einzelnen Phasen der kleineren Marktzyklen zu achten gilt. Denn den großen Marktzyklus bekommen wir in den meisten Fällen aktiv gar nicht wirklich mit. Für Investoren gilt eine andere Herangehens- und Sichtweise, aber dazu ein andern Mal. Was ist also ein Marktzyklus für uns Trader? Richtig. Lediglich der Ausbruch aus einer Seitwärtsphase mit darauffolgendem Aufwärtstrend, einer erneuten Seitwärtsphase und einem Übergang in einen Abwärtstrend. Also Akkumulation, Anstieg, Distribution und Abverkauf.

Vier Stufen eines Marktzyklus
Quelle: MyTradingSkills

Profit-Tipp: Bei kleineren Marktzyklen muss es nicht immer zur Akkumulation und/oder Distribution kommen. Aufwärtstrends können sofort in Abwärtstrends übergehen und andersherum. Wir gehen dennoch alle Phasen durch, denn Akkumulation und Distribution finden meistens statt.

Die Akkumulation

Egal welchen Zyklus wir auch betrachten, die Akkumulation ist die erste Phase. Der Markt hat ein Bottom gefunden und fällt nicht mehr tiefer. Oftmals sehen wir Seitwärtsbewegungen mit anschließend leicht steigenden Preisverläufen. Aber machen wir uns nichts vor, denn wir werden in den allerwenigsten Fällen den genauen Beginn einer Akkumulation finden. Denn wir brauchen ja erst mal eine Reihe an Candlesticks, um uns überhaupt ein Bild machen zu können.

Beispiel von Akkumulation im BTC/USD Währungspaar
Quelle: Tradingview

Vielleicht war der Tageschart an der obigen Stelle ein eher suboptimaler Zeitraum zur Betrachtung der Akkumulation beim Bitcoin nach dem Bärenmarkt 2018/2019. Aber dennoch wird die Idee hoffentlich gut sichtbar. Wir sehen einen deutlichen Seitwärtsverlauf nachdem der Preis sein Bottom gefunden hatte. Über Monate hinweg hält die Akkumulation an, bis dann die Nachfrage das Angebot endgültig übersteigt und der Preis aus der Range ausbricht. Der Ausbruch markiert den Start des Aufwärtstrends und das Ende der Akkumulation.

Während der Akkumulation kaufen Value Investoren und Smart Money, aber auch Whales ein. Die Preisbewegungen müssen nicht immer gar so klein wie oben abgebildet ausfallen, aber die Smart Money Kategorie tendiert nun mal nicht zu großen Käufen auf einmal, sondern vielen kleinen Käufen. Der Markt wird davon kaum bewegt, aber das Volumen kann stellenweise scharf ansteigen. Für viele Trader ist diese Phase eher langweilig, weil ihre Strategien nicht auf Seitwärtsmärkte ausgerichtet sind.

Beispiel von Tradingmöglichkeiten in einer Seitwärtsphase
Quelle: Tradingview

Dabei sind Seitwärtsmärkte leicht zu handeln. Wir haben eine klar definierte Unterstützung und einen klar definierten Widerstand. Also warten wir geduldig ab, bis der Preis Unterstützung bzw. Widerstand anläuft, warten dann auf ein Umkehrsignal (womöglich durch Candlestick Muster) und traden in die entsprechende Richtung. Die Preisbewegungen in der Mitte der Preisspanne lassen wir dabei besser sein. Denn wie du siehst, geht es dort eher wild zu.

Wenn die Akkumulation dann ihr Ende erreicht, solltest du nach Chartmustern Ausschau halten. Zum Beispiel: Inverse Head & Shoulders, Double oder auch Triple Bottom. Fallende Keile sind auch immer gerne gesehen, ebenso symmetrische Triangeln nach einer Aufwärtsbewegung in der Range. Diese Signale kündigen das vermeintliche Ende der Akkumulation an.

Verschiedene Chartmuster
Quelle: ForexOp

Der Anstieg

Muss ich dir wirklich erklären, wie du einen Aufwärtstrend handelst? Vermutlich nicht. Doch obwohl du vielleicht glaubst, dass es hier kaum Raum für Fehler gibt, sage ich dir: Es gibt genug Raum für Fehler. Denn die meisten Menschen rennen in Aufwärtstrends den bullischen Candlesticks hinterher, anstatt den bärischen Candlesticks. Das resultiert aus Emotionen, vor allem der Angst, etwas zu verpassen (FOMO). Wir wollen aber traden, also lassen wir solche emotionalen Verhaltensweisen besser sein.

Beispiel eines Anstiegs im BTC/USD Währungspaar
Quelle: Tradingview

Der Preis bricht also aus der Akkumulation aus und sammelt dann mit einigen Gegenbewegungen mehr Momentum. Dieses Momentum geht dann in einen anhaltenden Aufwärtstrend über, den sog. Anstieg. Was wir Trader hier suchen sind die Pullbacks, die kleinen Gegenbewegungen nach jedem neuen Preisanstieg. Denn dort finden wir die besten Einstiegspunkte, um den Trend zu reiten. Der obige Chart sollte das einigermaßen verdeutlichen. Zudem verifizieren wir den Trend mithilfe des MFI und dem Sentiment am Markt.

Profi-Tipp: Eröffne keine Handelspositionen in stark bullische Kerzen! Warte stets bis zum Abschluss der Kerze und optimalerweise auf einen Pullback. Ja, du nimmst die aktuelle Bewegung nicht mit. Aber du machst deutlich mehr Profit, wenn du eine ganze Folgebewegung mitnimmst, anstatt den Rest einer aktuellen Bewegung.

Die Distribution

Nun, die Distribution ist ehrlich gesagt einfach nur eine Akkumulation, die anstatt eines Anstiegs einen Abwärtstrend nach sich zieht. Deswegen kann ich dir in der Distribution auch nur dieselben Tipps geben, als schon bei der Akkumulation. Der Markt hat ein Top gefunden und steigt nicht mehr weiter an. Demnach kommt es zum Austausch von Einheiten des Basiswertes. Smart Money verkauft, FOMO kauft. Das Angebot übersteigt dabei die Nachfrage ab einem gewissen Punkt und es muss zur Preisumkehr kommen.

Beispiel einer Distribution im Währungspaar BTC/USD
Quelle: Tradingview

Wir sehen abermals einen Seitwärtsverlauf, wenngleich deutlich volatiler, als in der vorherigen Akkumulation. Die Preisverläufe in den vorgestellten Charts sind dabei auch nur als Beispiele zu betrachten. Jedenfalls erkennen wir eine erneute Range und den bärischen Ausbruch nach unten, der letztendlich dann auch den Abverkauf einleitet. Der MFI ist in solchen Phasen stark oszillierend, das Sentiment beginnt langsam zu kippen.

Der Abverkauf

Auch hier gilt im Grunde das, was ich schon zum Anstieg geschrieben hatte. In diesem Fall natürlich umgekehrt. Wir jagen also im Abwärtstrend nicht den bärischen Candlesticks nach, sondern den bullischen Candlesticks. Denn wir wollen den nächsten Swing (die nächste wellenförmige Bewegung) so gut es geht mitnehmen und nicht nur den Rest einer Preisbewegung. Das macht einfach nur Sinn, denn warum würdest du dir selbst deine Profite beschneiden wollen?

Beispiel eines Abverkaufs im BTC/USD Währungspaar
Quelle: Tradingview

Mit dem Momentum aus der Distribution geht es also in den Abwärtstrend. Der MFI fängt an den grünen Bereich größtenteils zu ignorieren, das Sentiment verlässt den gierigen Bereich und nimmt weiter ab. Selbst starke Gegenbewegungen sprechen noch nicht zwangsläufig gegen das Ende eines Abverkaufs. Der Abverkauf endet erst dann, wenn ein neues Bottom gefunden wurde und die nächste Akkumulation beginnt.

Profi-Tipp: Versuche nicht das Bottom zu prognostizieren. Setze dir klare Preisziele, basierend auf deiner Analyse und deiner Tradingstrategie, gepaart mit deinem Risikomanagement und deinem Risikohunger.

Schlusswort

Ich denke für den ersten Freitagsartikel zu den Marktzyklen, braucht es gar nicht mehr. Hoffentlich konnte ich dir einen guten Überblick zu den einzelnen Phasen geben. Aber auch zu den wichtigen Punkten, die es zu beachten gilt. Diese Informationen sind auf alle Zeiträume anwendbar, da Akkumulation, Anstieg, Distribution und Abverkauf in allen Zeiträumen — zu jeder Zeit — vorkommen. Ganz gleich, ob du nun im Wochenchart bist oder im 1-Minuten-Chart.

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Disclaimer: An dieser Stelle sei erwähnt, dass sämtlich gemachte Angaben ausdrückliche keine Finanzberatung oder Ermutigung zu irgendwelchen Investitionen darstellen. Vor Investitionen oder Tradingaktivitäten ist immer eigene Recherche zu betreiben. Der Handel mit Finanzinstrumenten birgt ein hohes Verlustrisiko und es sollte daher nie mehr Kapital eingesetzt werden, als beim Verlust verschmerzt werden kann. Ich nutze für unsere Analysen Tradingview.

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Thomas aka DecenTrade

Krypto Momentum Investor, Trader, Journalist. Ich liebe Kaffee, das geschriebene Wort und Kryptowährungen. Aber auch die Natur und die menschliche Psyche!