Was du über den Bullenmarkt wissen solltest!

Thomas aka DecenTrade
8 min readDec 4, 2020

Während viele Neulinge im Bereich Investing oder auch Trading denken, dass Bullenmärkte keine Herausforderungen darstellen, gibt es in diesen stark steigenden Marktphasen so einige wichtige Dinge zu beachten.

Der Bullenmarkt. Von vielen Sagen umwoben, blicken Marktteilnehmer in allen Märkten einem Bullenmarkt fast schon euphorisch entgegen. Und das ist auch verständlich. Was gibt es schließlich Leichteres als bspw. Aktien zu Beginn eines Bullenmarktes zu kaufen und bis zum Ende zu halten? Oder auch einfach und entspannt mit ordentlich Leverage in eine Long-Position zu gehen und den nicht realisierten Profiten beim Wachsen zuzusehen?

Nun, weder sind Bullenmärkte leicht zu handeln, noch haben es Investoren so leicht wie “einfach kaufen und halten”.

Wenngleich der Buy & Hold (HODL in der Kryptowelt) Ansatz kein Schlechter ist, es gehört schon ein wenig mehr als Dollar Cost Averaging (DCA) dazu, um einen Bullenmarkt so richtig zu nutzen.

Denn die Anstiege sind stark und wenngleich die Korrekturen zwar heftig ausfallen, sie dauern meist nicht sehr lang. Wer hier einen festen Zeitplan für seine fixen Investitionen in ein oder mehrere Assets fährt, bleibt schnell auf der Strecke. Vor allem, wenn diese fixen Investitionen auch noch blind erfolgen!

Wie gut also, dass ich dir heute die zweite Phase der Martkzyklen erklären möchte. Denn ob du nun eher der Langzeitanleger bist oder aber der Trader, der in kürzeren Zeiträumen seine Profite machen will: Du musst wichtige Punkte beachten. Auch dann, wenn die Märkte steigen!

Was du über den Bullenmarkt wissen solltest!

Der Bullenmarkt aka die Reife

Zunächst müssen wir festhalten, dass es — wie wir gelernt haben — nicht nur große Marktzyklen gibt, sondern auch viele kleinere Zyklen. Dabei ist nicht jeder starke Anstieg auch gleichzeitig ein Bullenmarkt. Und ein Bullenmarkt selbst besteht ja auch schon wieder aus vielen kleineren Zyklen. Aber das soll uns nicht weiter stören, denn ob nun Aufwärtstrend, Mark-Up, Rally oder auch Reife — es sind nur Begrifflichkeiten, die alle dasselbe beschreiben: Eine Phase im Markt, die von stark steigenden Preisen geprägt ist.

Wie wir schon im Artikel zur Akkumulation lernten, startet der Bullenmarkt direkt im Anschluss an diese erste Phase aller Marktzyklen. Das bringt uns auch gleich zum ersten wichtigen Punkt:

Wenn du maximale Profite willst, dann bist du längst im Markt investiert, bevor der nächste starke Anstieg startet.

Ansonsten drohen irrationale Entscheidungsgrundlagen die Oberhand zu gewinnen. Kurz gesagt: Entweder du bist pünktlich im Markt oder FOMO bringt dein Kapital in Gefahr. Um diese Positionierung als Investor hinzubekommen, solltest du dich mit fundamentaler Analyse in deinen favorisierten Märkten auskennen. Darüber hinaus aber eben auch mit Sentiment, Candlesticks (bitte nutze keine Liniencharts!) und Marktzyklen natürlich.

Die zweite Phase der Marktzyklen im Detail

Bleiben wir einfach wieder beim Bitcoin (BTC). Du weißt schon, das ist die größte Kryptowährung der Welt, die zuletzt auch ein neues Allzeithoch erreichte. Digitales Gold, die beste Innovation für dein Geld… nenne es, wie du willst. Der Chartverlauf des BTC eignet sich jedenfalls bestens für unsere Zwecke.

Die 4 Phasen eines Marktzyklus im BTC/USD Währungspaar
Quelle: Tradingview

Wie wir sehen können, folgt die Reife auf eine Akkumulation. In seltenen Fällen (und vor allem in den kleineren Zeiträumen) kann die Reife auch direkt im Anschluss an einen Abverkauf stattfinden. Das sehen wir bei den größeren Zyklen allerdings kaum. Das hat auch mit der Psychologie am Markt zu tun! Denn:

Nach einem Abverkauf (Bärenmarkt) findet ein Austausch von günstigen Einheiten von depressiven Investoren an Smart Money statt. Dieser Austausch dauert eine Weile und der Markt befindet sich in dieser Zeit in einer — zumeist — klaren Preisspanne.

Wenn diese Preispanne dann bullisch aufgelöst wird, startet die Reife bzw. der Bullenmarkt. Hier sehen wir starke Aufwärtstrends mit meist ordentlich Volumen und ein generell steigendes Sentiment, das in absoluter Euphorie und Gier seinen Gipfel findet. Sehen wir dazu doch einfach mal das Sentimentprofil des Indikators “Trading Psychology — Fear & Greed Index by DGT” zum Allzeithoch im Bitcoin Kurs aus dem Jahr 2017 an.

Sentiment im Bitcoin Kurs
Quelle: Tradingview

Wie wir erkennen können, zeigt uns das Sentiment ein Bild, welches dem Preisverlauf von damals sehr nahe kommt. Das ist so, weil die Märkte zu 80 % von Emotionen gesteuert werden. Wir können den Beginn der Akkumulation — und für diesen Artikel wichtiger noch — der eigentlichen Reife ausmachen. Der Bullenmarkt dauerte damals laut dieser Ansicht 287 Tage und fand sein Ende am damaligen Allzeithoch von 19.666 USD.

Ein Langzeitanleger hätte also schon Ende 2015 bzw. spätestens im Laufe des Jahres 2016 im Bitcoin Kurs sein wollen, um durch bspw. monatliches DCA eine Position im BTC aufzubauen. Denn in den 287 Tagen des eigentlichen Bullenmarktes wäre Buy & Hold eine einfach zu langsame Strategie gewesen. Die Positionierung für den Bullenmarkt ist eine der wichtigsten Ansätze in der Gewinnoptimierung der allermeisten Investoren.

Profi-Tipp: Momentum Investoren können selbst zu spät positioniert noch profitieren. Dies geschieht dann durch aggressive Akkumulation über wenige Wochen hinweg. So kann ein scharfer Anstieg immer noch ausgekostet werden. Allerdings verlangt das dann auch das entsprechende Kapital.

Investoren positionieren sich frühzeitig… und Trader?

Für Trader sieht die Welt ein wenig anders aus. Zwar sollte selbst ein Scalper im 1-Minuten-Chart die aktuelle Phase des übergeordneten Marktzyklus kennen, jedoch bewegen sich Trader in den meisten Fällen nicht im Zeitraum von Monaten oder gar Jahren. Eher von Tagen und Wochen, wie in meinem Fall zum Beispiel.

Trading in einem scharfen Aufwärtstrend
Quelle: Tradingview

Was du auf dem Chart oben siehst, ist ein Tageschart des Anstiegs aus dem Jahr 2017 im BTC/USD Währungspaar. Die grünen Markierungen sind dabei Einstiegspunkte in die Reife (Bullenmarkt), die blauen Linien markieren die Ausstiege. Bis zum Allzeithoch (welches in diesem Beispiel nicht mitgenommen worden wäre) hätte ein Trader im Tageschart je nach Strategie und Risikohunger bis zu 5 (oder auch mehr) Handelspositionen mitnehmen können. Und die Preisanstiege sprechen dabei für sich.

Als Trader folgen wir in bullischen Märkten einer einfachen Faustregel: Wir jagen nicht den bullischen Candlesticks hinterher, sondern den bärischen Candlesticks! Warum? Weil wir so immer ganze Preisbewegungen mitnehmen und nicht nur Teile dieser Bewegungen. Zudem gehen wir mit dem Trend, was unser Verlustrisiko einschränkt!

Profit Tipp: Investoren auf der Suche nach Profitrealisierung hätten auf dieselbe Art und Weise agieren können. Ein Ausstieg in 5 Schritten wäre dabei die Verringerung der eigenen Einheiten um jeweils 20 %, festgemacht an prozentualen Preisspannen. Beispielsweise: Alle 40 % Preissteigerung, verkaufe ich 20 % meiner Einheiten im Gewinn. Dies nennt sich “Scaling Out” und ist eine gängige Methode im Investing zur Gewinnoptimierung mit gleichzeitiger Risikominimierung.

“Du würdest wirklich alles verkaufen?”

Jein. Es kommt auf die eigene Strategie und die eigenen Ziele an. Wenn wir uns allerdings an simple Punkte halten, wie beispielsweise eine Seitwärtsphase mit neutralem, teils noch ängstlichen Sentiment, gepaart mit einem Ausbruch und steigenden Sentiment, dann erkennen wir eine Reife frühzeitig. Wir wissen auch, dass Marktzyklen aus vier Phasen bestehen. Demnach erkennen wir, dass auf einen Bullenmarkt eine Distribution und ein Bärenmarkt folgt. Daraus ergibt sich die Erfüllung der einfachen Grundregel des Handels an den Finanzmärkten:

Kaufe günstig, verkaufe teuer.

Ob wir einen kompletten Ausstieg vornehmen als Investoren oder nicht, das obliegt immer noch jedem selbst. Übrigens sollten wir auch nicht dem Top eines Bullenmarktes nachjagen. In jedem Fall hoffe ich aber, dass ich dir aufzeigen konnte, wie du in Bullenmärkten sowohl als Investor, als auch als Trader profitieren kannst. Aber eine Sache fehlt ja noch… die gängigsten Fehler von Neulingen in Bullenmärkten.

Diese Fehler solltest du in Bullenmärkten vermeiden

Eigentlich könnte ich hier auch gleich die Abkürzung nehmen und dich an meinen Artikel zu den Stolpersteinen im Trading verweisen. Aber ich schreibe nun mal für mein Leben gerne! Nachfolgend also ein paar Fehler, die du in Bullenmärkten auf jeden fall vermeiden solltest:

  1. Gier — Es kann praktisch nichts anderes an der ersten Stelle stehen. Vermeide Gier! Habe einen Plan, halte dich an deinen Plan, verfolge diszipliniert deine Tradingstrategie und halte dich an dein Risikomanagement. Ich habe schon zu viele Trader gesehen, die in Bullenmärkten komplett liquidiert wurden. Inklusive mir selbst!
  2. Ankereffekte — Die Medien sind voll von unzähligen Prognosen in Bullenmärkten. Dabei werden dann häufig gerundete Zahlen hergenommen, anstatt akkurate Kursmarken. Versuche nicht an diesen Preisen anzuhaften, da das zu unschönen Folgen führen könnte.
  3. FOMO — Darf natürlich nicht fehlen, die gute Angst, etwas zu verpassen. Du verpasst nichts! Der Bullenmarkt ist lang genug und selbst kleinere Rallys enden nicht schon nach ein paar Stunden. Merke dir stets: In bullischen Märkten interessieren dich die bärischen Candlesticks am meisten!
  4. HODL — Das mag jetzt einige erschrecken und ich kann verstehen warum! Aber wenn du nicht vorhast auf viele Jahre hinweg wirklich ausschließlich Buy & Hold als Investmentstrategie zu verfolgen, solltest du Gewinne realisieren. Du musst nicht alles verkaufen, aber solange du nie auch nur teilweise verkaufst, wirst du auch nie Profite realisieren.
  5. Lotto spielen — Damit meine ich: jage nicht dem Top des Marktes hinterher. Die allerwenigsten treffen die Höchst- und Tiefpunkte beim Handel an den Finanzmärkten. Und ja… lass das mit dem Lotto spielen gleich dazu. Wir sind Investoren und/oder Trader, keine Gambler.

Schlusswort

Ich denke ich habe einmal mehr mein Bestes gegeben, um dir die vielen Fehler, die ich selbst einst machte, zu ersparen. Bullenmärkte bzw. starke Preisrallys sind immer gute Momente, um tolle Profite mitzunehmen. Nur haben auch diese scheinbar einfachen Phasen der Marktzyklen so ihre Tücken! Wenn du aber diszipliniert bleibst, dich an deine Pläne hältst und deine Emotionen und Kontrolle hast, kannst du diese Marktzustände optimal auskosten. Viel Glück!

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Bleib rational und habe starke Hände!

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Disclaimer: An dieser Stelle sei erwähnt, dass sämtlich gemachte Angaben ausdrückliche keine Finanzberatung oder Ermutigung zu irgendwelchen Investitionen darstellen. Vor Investitionen oder Tradingaktivitäten ist immer eigene Recherche zu betreiben. Der Handel mit Finanzinstrumenten birgt ein hohes Verlustrisiko und es sollte daher nie mehr Kapital eingesetzt werden, als beim Verlust verschmerzt werden kann. Ich nutze für unsere Analysen Tradingview.

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Thomas aka DecenTrade

Krypto Momentum Investor, Trader, Journalist. Ich liebe Kaffee, das geschriebene Wort und Kryptowährungen. Aber auch die Natur und die menschliche Psyche!